Haben Orte ein Verfallsdatum?

fernsehturm
KA - 13.06.2004 - Da komme ich an mein Auto, will es aufschließen und sehe…ein B er
Kennzeihen vor mir. Der Typ lädt aus. „Kommst Du gerade aus Berlin?“ - doofe Frage.

Jetzt hatte ich mich heute mal wieder außer Haus begeben, sogar eine tolle neue Location
„do“ entdeckt aber es verfolgt mich.

„Woher kommst Du genau?“ frage ich. Er: “Aus Berlin“, „aus welchem Stadtteil“ hake ich nach,
für wie doof bzw. provinziell hält er uns Süddeutsche? „Aus Schöneberg“ antwortet er. Der
Arme, denke ich, und sage „und ziehst Du nach Karlsruhe?“ „Nach Pforzheim“ antwortet er. Ist
er verrückt, denke ich. Bis heute verfluche ich mich jeden Tag, dass ich je weggezogen bin aus
Berlin, die letzten 3 Monate Studium hätte ich auch so überstanden, bzw. hätte direkt meine
Zeit danach in Berlin fest planen sollen. Leider muss ich noch eine Weile in Karlsruhe bleiben.
„Wie kann man Schöneberg mit Karlsruhe eintauschen?“, frage ich. „Nach 30 Jahren reicht
einem Berlin“ antwortet er. „Nach 20 Jahren reicht einem Karlsruhe.“ Haben Städte
Verfallsdatum?

„Hier gibt es wenigstens noch Jobs“ sagt er. „Ist es wirklich so schlimm“, frage ich. Und
dann unterhalten wir uns über die IT Branche. Er wird „do“ bei einem Telekommunikations-
unternehmen arbeiten, ich arbeitete in Berlin bei einem „IT Lobbyverband“. Irgendwie habe
ich Verständnis für ihn. Andererseits halte ich Pforzheim – insbesondere für einen Berliner
– für wenig lebenswert. Ich wünsche ihm noch alles Gute „do“ – und fahre dann.

Aber diese Frage lässt mich nachdenken. Würde ich nach 5, 10, oder 30 Jahren auch
genug von Berlin haben? Haben alle Orte ein Verfallsdatum? Oder gibt es einfach
sesshafte Menschen und Nomaden wie mich?

Es gibt Menschen, wie meinen Ex, auch viele Menschen von „do“, die nur selten den Ort Ihrer
Herkunft oder Niederlassung verlassen. Sie bleiben ihr Leben lang „verwurzelt“, und sind
damit glücklich - oder scheinen zumindest so.

Ich aber wusste schon immer, dass ich weggehen würde von „do“. Viele Menschen zieht es
auch weg. Sie wollen neue Orte kennen lernen, neue Menschen, frei von bisherigen Umfeldern.

Haben nun Orte ein Verfallsdatum, oder liegt es daran, dass es sesshafte und nomadische
Menschen gibt? Warum zieht dann die über 60 Jährige Mutter eines Freundes nach Österreich?
Überhaupt gibt es viele Menschen mit „Altersruhesitzen“. Fehlt den „Sesshaften“ nur der Mut“?
Und was heißt das für mich „Nomadin“? Werde ich nie "Heimat" finden?

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